Vulcan Games
Kennt irgendwer von Euch noch Vulcan Software ? Hebt doch
mal alle die Hand ! Huch, doch so wenige ? ;-) Allright, ihr könnt die
Flossen wieder runter nehmen (grins) - Setzen, Eins ! Alle anderen
müssen nun nachsitzen und ihren Spiele-Horizont durch strenges
durchlesen dieses kleinen Artikels erweitern ! 8-)
Werfen wir mal einen kleinen Blick zurück in die
Spiele-Geschichte des Amiga, beginnend mit dem Untergang der einstigen
Grösse Commodore. Die Jahre 1994/95 waren meines erachtens nicht die
schlechtesten - und ich konnte zu diesem Zeitpunkt viele nicht verstehen,
die dem Schlachtruf "Commodore ist tod -schnell `nen PC kaufen" folge
leisteten. Es erschienen REICHLICH Spiele für den Amiga (verglichen
mit Heute würde wohl eher der Ausdruck TONNENWEISE passen :-() und
für mich bestand überhaupt kein Anlass zur Verzweiflung. Auch
wenn der Amiga zu der Zeit "in der Schwebe" stand (ohne Firma) gab es Monat
für Monat reichlich Software um die Ohren ! Well - bekanntermassen
änderte sich das ja im Jahre des Herrn 1997 ... meines Erachtens DAS
Jahr der harten Geduldsprobe, aufgrund nur weniger, und dazu auch noch
teils miserabeler, Spieletitel (ausnahmen bestätigen lediglich die
Regel). Denn bis zum besagtem Jahr waren nahezu alle grösseren
Softwarepublisher abgerückt richtung PC. Die Zukunft des Amiga lag
halt im argen ungewissen - und keiner der "Grossen" wollte für ein
System produzieren das nur noch sein dasein in einer kleinen Nische
fristete. Die Zeit für die "Newcomer" begann zeitgleich mit dem Abgang
der namenhaften Hersteller. Ein Phänomen das man übrigens schon
in der Vergangenheit auf dem C64 "bewundern" konnte. Usergroups schlossen
sich zusammen um den Amiga weiterhin mit Games zu versorgen, ja, sogar
Familienbetriebe waren darunter (und leider auch Abzocker und Piraten -
Stichwort: Alive Mediasoft !). Eine dieser Firmen war Vulcan Software. Nun
täte man diesen Firmen sicherlich unrecht sie als "KleinBetriebe"
abzustempeln - als Nutzniesser, die ihre Chance für das schnelle Geld
wittern. Nein, vielmehr trat das ein, was bereits auf dem Brotkasten
geschehen war: Die Community rückte näher zusammen - die
Spielefirmen waren nicht länger unantastbar, sondern bestanden zum
allergrössten Teil selbst aus eingefleischten Amiganern (z.B. der
APC+TCP Vertrieb).
Womit ich nun auch (endlich) zu Vulcan Software
zurück komme. :-) Diese, durchaus sympathische, kleine Firma bescherte
dem Amiga von mitte bis ende der Neunziger Jahre so einige Softwaretitel,
bis sie dann wegen mangelndem Absatz doch das Handtuch werfen musste. Aber
in ihrer Zeit haben Vulcan, und das meine ich vollen ernstes,
Richtungsweisende Spiele produziert ! Retro-Games könnte man sie
schimpfen - aber es würde der Wahrheit wohl nicht sehr nahe kommen.
Alle Vulcan Spiele waren optisch sicherlich nett, aber keinsefalls
bahnbrechend - geschweige denn revolutionär. Vielmehr besann man sich
auf das wirklich wichtige: die Spieltiefe - das Gameplay ! Es ist zwar nur
meine bescheidene Meinung, aber kein einziges Spiel von Vulcan ist schlecht
(selbst das schlechteste Spiel aus ihrem Hause, "Strangers", macht im
Zwei-Spieler Modus freude) und viele können auch Heute noch fesseln.
Der Spieletrend 2002 geht eindeutig in Richtung "3D bis zum Übergeben"
und "Leistung, Leistung, Rechnpooooooowwwwweeeerr" - und ist, wie ja einige
hier wissen, NICHT nach meinem Geschmack. Descent, Heretic, Quake I+II,
Shogo...Himmel, ich kenne PCler die sind durch diese Spiele richtig
verblödet (und das zu Recht - nach einer halben Stunde Quake wird das
Oberstübchen mindestens so leer wie die Brieftasche :-)). Wer an
diesen besagten Titeln seine Freude hat -Bitte - ich gönne es jedem.
Ich jedoch vermisse Firmen wie Vulcan, die noch in Eigeniniative eine
Spielidee ausbrüteten und sich nicht auf schnödes
konvertieren/lizensieren beschränkten. Auch im nachhinein kann ich
hier sagen: das viele Geld (habe nahezu alle Vulcan-Titel im Schrank
stehen) war prima investiert.
Genug vom Thema abgeschweift. :-) Hier einige Vulcan
Games, die im übrigen auch im Internet kostenlos zu ergattern sind,
mit mehr oder weniger kurzen Spielbeschreibungen.
Valhalla I - III
Gleich zu anfang die wohl umstrittenste Adventure-Reihe auf
dem Amiga. Im Grunde genommen gibt es nur zwei alternativen bei dieser
Trilogie: Entweder man liebt Valhalla oder man hasst es abgrundtief ! ;-)
Die ersten beiden Teile wurden noch kurioserweise via Joystick gespielt -
und das klappt sogar entgegen der Vermutung wunderbar, da das Szenario in
der Vogelperpektive dargestellt wird. Per Knopfdruck gelangt man in das
untere Menü und kann dort die Interaktionen (anschauen, benutzen,
sprechen...etc) auswählen und - wenn möglich - mit eingesammelten
Gegenständen kombinieren. Leider sind die Rätsel nicht alle sehr
logisch aufgebaut und erfordern ein wenig "herum probieren". Die Grafik der
ersten beiden Valhalla Spiele ist zweckmässig, die Animationen der
Charaktere sogar sehr gut, mit viel Liebe zum Detail. Teil III läuft
in einer leicht isometrischen Sichtweise ab, ist vom Spielablauf, abgesehen
von der nun integrierten Maus-Steuerung, jedoch nahezu identisch mit den
Vorgängern. Allerdings ist Valhalla III nach Meinungen vieler der
schlechteste Teil der Trilogie...und dieser Meinung kann ich mich nur
anschliessen. Es ist längst nicht mehr so "kultig"...! Richtig komisch
ist die Sprachausgabe der Hauptakteure, die ihre passenden Kommentare immer
erst dann abgeben wenn sie richtung Monitor schauen. :-) Sehr witzig
gemacht, das ganze. Nun, die Valhalla Spiele machen einen Mordsspass - sind
sehr kurzweilig - und sicherlich prima geeignet für`s "Adventureing"
zwischendurch.
Timekeepers
Wer der Meinung ist, nach Lemmings gab es einfach kein
süchtig machendes Spielprinzip mehr, der hat wohl Timekeepers verpasst
! Dieses Spiel hat mich damals fast `ne Beziehung gekostet, weil ich
Nächtelang nur noch vor dem Amiga sass und meine damalige Freundin von
dem "Platoooons Ready ?" schon recht abgenervt war. ;-) Nun, Timekeepers
ist schnell erlernbar und trotzdem herausfordernd. Es gilt die
nüüdlichen Timekeepers (ähnlichkeiten zu den Lemmingen ist
rein zufällig, nicht wahr !?) zum Ausgang zu bugsieren. Das erreicht
man in dem man auf dem Terrain, das in der Vogelperspektive dargestellt
wird, Befehle hinterlässt. Unsere Timekeepers sind nämlich, so
Gott wollte, ziemlich dumm, und fangen schon nach kurzer Zeit an
orientierungslos geradeaus zu latschen. Also geben wir (als Gott der
Timekeepers degradiert) Befehle in bestimmte Richtungen zu laufen, zu
warten, zu springen oder auch mal die Klauen zu wetzen wenn ein Gegner im
Weg stehen sollte. Oftmals müssen Schalter betätigt werden, um
bestimmte Vorgänge auf der Karte in Gang zu setzen (Transporter,
Falltüren, Brücken...). Ebenfalls müssen einige Hindernisse
und Abgründe kollektiv übersprungen werden. Die Frage lautet also
vor jeder Mission: Wo setzen wir welche Befehle - und was für
auswirkungen hat es dann auf den daherkommenden Timekeeper ? Wehe dem, der
da nicht mit ausreichend Gehirnschmalz ausgestattet ist...! (grins) Grafik
und Sound sind im grünen Bereich, wobei es insgesamt 4 unterschiedlich
dargestellte Zeitzonen gibt die die Keepers bereisen. Wie viele
Vulcan-Titel kommt auch dieses Game mit einem gewissen Charme daher, was
die schlichte aber putzige Aufmachung betrifft. Fazit: Leute, dieses Spiel
MUSS man wenigstens mal probegespielt haben !
The Strangers
Vulcan`s erstes CD-only Game ! Diese Beat em up-Variante
kann man am ehesten mit dem C64 Klassiker "Double Dragon" vergleichen. Ist
es in Spielen wie "Street Fighter II", "Capital Punishment" oder "Mortal
Kombat" noch üblich sich gegen einen einzigen Kontrahenten zu
behaupten, so hat man es bei "The Strangers" gleich mit einer ganzen Gang
von Schlägertypen zu tun, die einen den Stiefel in die Allerwertesten
treten wollen. Der ganze Bildschirm ist eine einzige Gewaltorgie und man
prügelt sich durch die (ach so bösen) Pixelmännchen und
Weibchen ! Dabei kann man natürlich verschiedene Schlag und
Trittvarianten anwenden oder auch gleich zu Hilfsmitteln greifen, die
manchmal zu finden sind (Eisenstangen, Fässer...). In jedem Level gibt
es noch einen Endgegner, der jedoch erst dann auftaucht wenn nahezu alle
seine Kumpels am Boden liegen und sich nicht mehr rühren. Sollte man
diesen Endkampf verlieren gipfelt die Blutextase in einer brutalen
Endanimation...! Nunja, viel konnte ich dem Spiel nicht abgewinnen. Die
Steuerung ist nicht gerade das gelbe vom Ei und der Schwierigkeitsgrad viel
zu hoch. Erst zu Zweit hat man auch mal die Chance die höheren Ebenen
zu begutachten - und wenigstens auf diese Weise kommt ein wenig Freude auf.
Die Grafik ist prima und die Figuren excellent animiert... da gibt es gar
nichts zu beanstanden. Auch die Musik ist klasse ! Die Sfx reichen von den
üblichen Kampfgeräuschen bis hin zu derben Sprüchen der
Endgegner. Das drumherum stimmt - nur am Inhalt hätte man noch etwas
arbeiten sollen. Defintitiv das schlechteste Release aus dem Hause
Vulcan.
Final Odyssey
The Final Odyssey wirkt wie ein Bastard aus "Chaos Engine"
und diversen Puzzle-Games, die anfang der Neunziger erschienen sind - aber
das im positiven Sinne. :-) In einer leicht isometrischen Sicht kämpft
man sich durch ein mittelalterliches Szenario, betätigt Schalter,
löst Teleporter und (versehentlich natürlich) Fallen aus, findet
versteckte Gänge und muss des öfteren diverse Puzzles lösen
um überhaupt vorran zu kommen. Das Game hat wirklich alles was Action
Spiele der Marke "Bitmap Brothers" und "Team 17" immer ausgezeichnet hat
und kommt auch (wen wundert`s) optisch den Vorbildern "Chaos Engine",
"Magic Pockets" und "Gods" sehr nahe. Sprich: Gute, alte (nicht zu
verwechseln mit altmodische) Gfx im 2D-Kunterbunt-alles-geht-Amiga-Rulez-
Stil. :-) Gute Musikuntermalung und Soundeffekte schmeicheln ebenfalls
unser Sinnesorgan. Was will man mehr !? Eine Fortsetzung ? Gibbet nich !
(heul)
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